Die in Deutschland am häufigsten stattfindenden Wahlen, sind immer noch die Wahlen zum Bürgermeister. Kein Wunder, dass das auch die häufigsten Wahlen sind, bei denen ich als Wahlkampfberater eingesetzt bin - und auch Beratung angefordert wird.
Bei den Bürgermeisterwahlen in Deutschland (und somit auch bei der Beratung) gibt es einige Besonderheiten - und natürlich für jede eine Lösung - hier im Wahlkampfcenter:
So unterscheiden sich z.B. die Kandidaten zur Bürgermeisterwahl aufgrund unterschiedlicher Vorschriften in den einzelnen Bundesländern gewaltig. In Baden-Württenberg, wo die Bürgermeister auch mit den meisten Kompetenzen ausgestattet sind, kann sich in einer Stadt unter 20.000 Einwohner ein Kandidat sogar ohne Unterstützungsunterschriften einer Wahl stellen.
Deshalb gibt es dort eine große Anzahl von parteilosen Verwaltungswirten aus den Ämtern, die sich dort bewerben. Hier wird sehr taktiert, wann man seine Bewerbung zur Bürgermeisterwahl abgibt: gleich am Anfang der Ausschreibungsphase, um andere potentielle Kandidaten abzuschrecken oder erst am Ende der Phase, nachdem man schon sehen konnte, welche anderen Kandidaten es bei der Wahl gibt.
Solche Verwaltungsspezialisten sind wenn sie bei Timing, Rhetorik und Themen alles richtig machen, kaum zu schlagen. Und alles richtig zu machen, das kann man lernen. Allerdings ist eine verlorene Wahl ein derartiger Makel im Lebenslauf des Kandidaten, dass hier gilt: wenn man sich dazu entscheidet, dann sollte spätestens der zweite Versuch sitzen - sonst ist man für alle Zeiten verbrannt.
In Baden-Württemberg ist es übrigens sogar möglich, erst im zweiten Wahlgang zur Bürgermeisterwahl einzusteigen.
So ein Taktieren ist in Bayern wiederum nicht möglich. Da man bei der Wahl zum Bürgermeister relativ viele Unterschriften von Unterstützern benötigt, stehen die Kandidaten oft schon mehr als ein halbes Jahr vorher fest und werden in der Regel von einer Partei nominiert. Deshalb findet man in Bayern viel öfters Bürgermeisterkandidaten, die keine klassische Verwaltungslaufbahn haben, dafür ein Parteibuch und/oder aus dem Ort stammen. Der Wahlkampf zieht sich dort auch über einen längeren Zeitraum hin.
Wird also z.B. in Bayern ein größerer Teil bei der Wahlkampfberatung auf die Kandidatensuche verwendet und um Mängel in der Kommunikation des Kandidaten auszugleichen, kommt es bei den freien Kandidaten eher darauf an, wie sie sich im Wahlkampf präsentieren und nicht nur durch Fachwissen, sondern auch durch einen sympathischen Auftritt glänzen. Da sie in der Regel vorher noch nie einen Wahlkampf organisiert haben, benötigen sie auch Hilfe bei der Strategie, wie sie die einzelnen Wahlkampfphasen planen.
Auch ein Amtsinhaber, der eine erneute Wahl zum Bürgermeister anstrebt, hat andere Unterstützungspunkte bei einer Beratung. So braucht dieser keine Unterstützerunterschriften. Für ihn ist es allerdings wichtig, dass er seine bisherigen Erfolge und seine Erfahrungen dem Wähler gegenüber darstellen kann. Da ein amtierender Bürgermeister einen Amtsbonus hat, ist er automatisch immer der Favorit bei einer Wahl. Jedoch hat er am meisten zu verlieren. Im schlimmsten Fall, seine gesamte Existenz.
Dennoch häufen sich in der letzten Zeit die Abwahlen von Bürgermeistern - auch wenn diese in ihrer Wahlperiode keine gravierenden Fehler gemacht haben. Diese abgewählten Bürgermeister haben oft eines gemeinsam: sie waren sich ihrer Sache zu sicher und haben den Wahlkampf nicht annähernd so intensiv geführt, wie sie es damals taten, als sie gewählt wurden.
Dazu kommt, dass ein Bürgermeister oft nicht mehr bereit ist, erfolgsversprechende Wahlkampfformen, wie den Haustürwahlkampf durchzuführen. Er fürchtet, dass die Menschen über ihn sagen "Jetzt kommt er wieder. Den Rest der Wahlperiode waren wir ihm Wurst".
Amtinhaber müssen also in der Wahlkampfberatung, die feinen Unterschiede in der Wählerkommunikation zwischen einem Herausforderer und Amtsträger lernen, damit sie diesen Nachteil ausgleichen können. Außerdem gilt: Auch wenn noch kein Gegenkandidat zu sehen ist, den Wahlkampf in allen Bereichen so zu führen, als wären gute Herausforderer da.
Ein Gegenkandidat wird in der Beratung im Wahlkampf eher Hilfe bei der Erlangung von größerer Bekanntheit benötigen - und natürlich eine Strategie benötigen, wie er beweisen kann, dass die Bilanz des bisherigen Bürgermeisters nicht gerade überzeugend ist.
Weitere Unterschiede ergeben sich, ob die Wahl zum Bürgermeister zeitgleich mit dem Gemeinderat erfolgt oder bei einem extra Termin. In vielen Bundesländern wird der Bürgermeister zeitgleich mit dem Gemeinderat gewählt. Das bedeutet, dass ein Bürgermeisterkandidat ohne große Partei leicht untergehen kann. Auch wird es in solchen Fällen selten einen gemeinsamen Kandidaten von mehreren Parteien geben. Und wenn, dann wird er in der Wahkampfzeit nur von einer Partei richtig unterstützt, falls überhaupt - denn die Parteimitglieder sind ja erst einmal damit beschäftigt, für sich selbst Wahlkampf zu machen.
Bei einem Wahlkampf mit eigenem Termin, sind Fraktionen eher bereit einen gemeinsamen Kandidaten aufzustellen und diesen auch zu unterstützen.
Bei einer Bürgermeisterwahl gibt es immer nur einen Sieger. Der Zweite hat mit 49,9% genau so verloren, wie der Letzte mit 0,49%.
Viele Kandidaten bei einer Wahl zum Bürgermeister überrascht es immer, dass die Abstände zum Sieger relativ groß sind, auch wenn beide Kandidaten fast identisch sind und auch gleich gut "ankommen".
Das liegt einfach daran, dass der Wähler nicht Punkte an die Kandidaten verteilt (so wie beim Eurovision Song Contest), sondern nur eine Stimme hat und diese vergibt. Und wenn 80% der Wähler meinen, dass Kandidat A nur ein klitzekleines bisschen besser als Kandidat B ist, dann bedeutet das eben nicht einen knappen Ausgang, sondern einen Erdrutschsieg für Kandidat B.
Bei einer Wahl zum Gemeinderat müssen Sie gut sein. Bei der Wahl zum Bürgermeister genügt es nicht gut zu sein - Sie müssen besser sein als Ihre Mitbewerber.
Bei einer Stichwahl geht es dann hauptsächlich darum, wie Sie es schaffen, dass Ihre Wähler so motiviert sind, dass sie nochmal ein zweites Mal an die Wahlurne gehen - sonst kann es eine böse Überraschung geben. In der Beratung wird hier aufgezeigt, wie man in dem sehr kurzen Zeitraum von nur 2 Wochen, noch viele Wählerkontakte zu den entscheidenden Zielgruppen hat.
Bei Bürgermeisterwahlen hat der Amtsinhaber immer einen Vorteil, soweit er in seiner Amtszeit nicht viele Leute (und Gemeinderatsmitglieder) durch unpopuläre Projekte oder unfreundliches Verhalten verprellt.
Bei neuen Kandidaten haben natürlich Verwaltungswirte die besten Chancen gewählt zu werden - insbesondere dann, wenn sie einen Bezug zum Ort haben (z.B. aus der Nähe kommen).
In den letzten Jahren wird es immer seltener, dass ein Quereinsteiger aus dem Ort selbst es schafft eine Bürgermeisterwahl zu gewinnen. Und falls doch, dann nur dank einer erheblichen Gemeinderatserfahrung und großer Bekanntheit durch Ehrenämter.
Dazu kommt dann noch, dass dieser bei der Kandidatenvorstellung rhetorisch nicht gegenüber seinen Mitbewerbern abfallen darf, sondern hier positiv (durch Auftritt und durch Fachwissen) auffallen muss. Und das ist sogar viel leichter zu lernen, als man meint.
Bei einer Bürgermeisterwahl geht es um viel Geld. Rechnen Sie sich es ruhig mal aus, was ein Bürgermeisterjob z.B. in 2 Wahlperioden plus spätere Pensionsansprüche einbringt. Das sind auch in kleineren Orten Hunderttausende von Euro.
Deshalb lohnt es sich professionelle Wahlkampfberatung einzuholen, um sich seinen Traum zu erfüllen. Es wäre ärgerlich sehen zu müssen, dass man nur wegen erlernbarer Kleinigkeiten und vermeidbarer Fehler die Wahl nicht gewonnen hat. Und meistens gibt es keine zweite Chance!
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