Interview mit dem Wahlkampf­berater Martin Ferlesch

Herr Ferlesch, wie wird man eigentlich Wahlkampfberater?

MF: Man rutscht so rein. Ich habe beruflich mit Organisation, Marketing und Kommunikation zu tun gehabt. Das sind natürlich ideale Voraussetzungen dafür. Dann bin ich gefragt worden, ob ich mithelfe, habe meine Sache gut gemacht und so wurde ich öfters gefragt. Irgendwann kam dann der Moment, in dem man sich entscheiden muss, ob man es hauptberuflich machen möchte oder es ganz sein lässt. Ich habe mich für Ersteres entschieden und es nicht bereut.

Was unterscheidet eine Wahlkampforganisation von der Organisation eines anderen Projektes?

MF: Im Wahlkampf ist es so, dass oft verhältnismäßig genug Geld und genug Personal zur Verfügung stehen, jedoch ein Faktor nie da ist: Nämlich ausreichend Zeit. Das bedeutet, ich muss die Ressourcen, die mir zur Verfügung stehen, sehr effizient einsetzen. Zwischen Erstellung eines Flyers, des Drucks und der Verteilung liegen oft nur wenige Stunden, für die Organisation einer Veranstaltung nur zwei Tage. Auch die Helfer wechseln häufig.

Das alles erfordert klare Strukturen und einen hohen Organisationsgrad, damit jeder weiß, was er zu tun hat und wo er etwas findet. Im Wahlkampf lernt man schnell, mit dieser wenigen Zeit hauszuhalten. Das bedeutet, eine Technik, die dort funktioniert, funktioniert in den anderen Bereichen erst recht.

Der zweite große Unterschied ist, dass es im Wahlkampf kein Produkt gibt, welches verkauft werden soll, sondern einen Menschen mit Gefühlen, einer Meinung, Stärken, Schwächen und Tagesform. Ein Produkt braucht man weder aufbauen, anstoßen, trösten, loben oder kritisieren.

Welche Politiker sind im Wahlkampf besonders erfolgreich?

MF: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass erfolgreiche Wahlkämpfer zum einen hervorragend organisiert sind und zum anderen mit ihren Wählern hervorragend kommunizieren. Sie schaffen es, dass der Bürger, sie so wahrnimmt, wie sie es gerne hätten.

Beide Dinge, Organisation im Innenverhältnis, und PR im Außenverhältnis, halte ich für die Schlüssel zum Erfolg. Sie können der Beste in ihrem Bereich sein, wenn ihre Organisation nicht stimmt und wenn Sie sich nach Außen schlecht verkaufen, dann traut der Wähler Ihnen nicht zu, dass Sie tatsächlich der Geeignetste sind.

Es ist viel einfacher, sich gut zu organisieren und sich nach Außen gut zu verkaufen, als der Beste in seinem Fachgebiet zu werden. Und doch wundern sich viele, dass manche, fachlich schlechtere, den größeren Erfolg haben.

Auf was kommt es bei der Außendarstellung im Wahlkampf an?

MF: Authentizität, Sympathie, Kompetenz.

Wie darf man sich Ihre Arbeit vorstellen?

MF: Ich begleite den ganzen Prozess - je nachdem wo ich gebraucht werde. Das fängt bei der Kandidatenfindung an und hört bei der Neuausrichtung nach einer verlorenen Wahl auf. Am häufigsten jedoch gehe ich zum Start des Wahlkampfes mit dem Kandidaten strukturiert alle wesentliche Punkte eines Wahlkampfes durch und erarbeite mit ihm eine Strategie und den Handlungsablauf oder bereite meine Klienten rhetorisch auf die Kandidatenvorstellung und Wählergespräche vor.

Vielen Dank für die Beantwortung der Fragen.


Das Interview führte C. König.

(Das Foto zeigt Martin Ferlesch bei einem anderen Interview im SWR)


Foto eines anderen Interviews mit mir beim SWR

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